"Das ist genau der Garten, den wir schon lange gesucht haben!" rief der Holunder.
"Meinst du wirklich?" fragte die Zitronenmelisse und wucherte ein wenig zwischen seinen Wurzeln.
"Aber ja, seht nur, er ist einfach ideal für uns", stimmte der Giersch zu und begann hier und dort ein paar Ausläufer zu bilden, nur so probeweise.
"Aber das dürft ihr nicht", riefen die Rosen zaghaft dazwischen.
"Ruhe! Uns gibt es schon viel länger als euch. Einige von uns haben schon die gefräßigen Dinosaurier überlebt. Ihr könnt gar nicht mitreden" herrschte der Holunder die frisch gepflanzten Rosenbüsche an, die sich ängstlich an die Mauer klammerten.
"Der Boden ist gut", bemerkte die Vogelmiere etwas schüchtern und sah sehnsuchtsvoll nach dem schattigen Plätzchen unter den Erdbeersträuchern.
"Aber der Rasen ist ordentlich gemäht", warfen die Taubnesseln ein und sah sehr besorgt zum Haus, doch alles blieb ruhig.
"Und wenn schon, ich habe es beobachtet: Es ist nur eine Menschenfrau und manchmal ein Menschenmann. Die Kinder zählen nicht. Was können sie schon gegen uns ausrichten wenn wir zusammenhalten?" sagte die Wolfsmilch und reckte ihre schlanken Blätter.
"Genau!" meinten die Bennnesselsträucher und setzten sich in Richtung Komposthaufen in Marsch, wo sie sich erst einmal hinter den großen Blättern der verdutzten Kürbisse versteckten.
"Dann ist es beschlossen", nickte der Holunder in die Runde. "Dies wird unser Unkrautparadies!"
"Wildkräuterparadies!" berichtigte die Quecke und schubste ein verschlafenes Grasbüschel beiseite.
"Man hat ja auch seinen Stolz", bestätigte das Schöllkraut.
Der Holunder hörte gar nicht mehr zu, er begann bereits in einer engen Spalte zwischen zwei Treppenstufen Wurzeln zu schlagen. Hier würde ihn niemals wieder jemand fortbekommen. Er sah sich im Garten um. Überall erschienen verstohlen kleine Pflänzchen zwischen den Blumen. Ja. Er fühlte es, dies war der richtige Ort. Ein leichter Nieselregen setzte ein. Der Holunder seufzte glücklich.
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